Die neuesten Strukturdaten für den ökologischen Landbau, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am 27.06.2022 veröffentlicht hat, bestätigen einen positiven Trend: 2021 entschieden sich weitere 911 Höfe für den Ökolandbau, die auf ökologische Bewirtschaftung umstellten. Insgesamt gab es 2021 damit 36.307 Bio-Höfe in Deutschland.
Auch in der Lebensmittelherstellung nutzen weitere 2.222 Unternehmen die Chance für den Einstieg in die ökologische Produktion. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, sagt dazu: "Der ökologische Landbau macht unsere Landwirtschaft nachhaltiger, unabhängiger und damit krisenfester. Das ist angesichts der multiplen Krisen wichtiger denn je. Den Umstieg zu Öko können die Höfe nur stemmen, wenn sich Umwelt-, Klima- und Tierschutz lohnen. Damit sich noch mehr Betriebe dafür entscheiden, wollen wir Hürden aus dem Weg räumen, die den Landwirtinnen und Landwirten und auch den Lebensmittelherstellern noch im Weg stehen. Zudem wollen wir gezielter fördern, so dass Nachfrage und Angebot gestärkt werden. Gemeinsam mit der Bio-Branche entwickeln wir die "Zukunftsstrategie ökologischer Landbau" des BMEL zu einer Strategie aller Ressorts der Bundesregierung mit einem Bündel an Maßnahmen weiter. Dazu wollen wir etwa die Außer-Haus-Verpflegung stärker in den Blick nehmen und regionale Wertschöpfungsketten stärken. Auch die Forschung soll im Öko-Bereich forciert werden. Über das „Bundesprogramm ökologischer Landbau“ werden zukünftig deutlich mehr Mittel für Öko reserviert sein."
:BÖLW zur Debatte um neue Gentechnik
Gentechnik blockiert Innovation / Regulierung bleibt zwingend
(24.06.2020)
"Die Gen-Manipulation von Pflanzen oder Tieren bleibt teuer und riskant für Umwelt, Menschen und Unternehmen. Und Gentechnik bleibt Gentechnik, egal, ob sie alte oder neue heißt", kommentiert Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) die aktuelle Debatte und ergänzt: "Eine Technik muss den Menschen und ihren Zielen dienen. Und die sind im Pariser Klimaabkommen, den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG*), der Farm to Fork-Strategie sowie der Biodiversitätsstrategie oder im Koalitionsvertrag unserer Bundesregierung nachzulesen."
"Die Gentechnik-Debatte flammt mit Crispr und Co. wieder auf", so der BÖLW-Vorsitzende. "Für uns bleibt wichtig, die Diskussion wissenschaftlich zu führen. Unstrittig ist, dass auch die neue Gentechnik das Erbgut von Organismen sehr viel tiefgreifender verändern kann als klassische Züchtungsmethoden." Gentechnisch veränderte Pflanzen oder Tiere sind – einmal in die Umwelt freigesetzt – nicht mehr rückholbar. Allein deshalb sei eine Regulierung dieser Techniken samt sorgfältiger Risikoprüfung zwingend. Das bekräftigte auch das höchste EU-Gericht mit seinem Urteil vom Juli 2018.
Ebenfalls unstrittig ist, dass längst auch Konstrukte der neuen Gentechnik patentiert worden sind. "Patente auf Pflanzen und Tiere wirken in der Züchtung als Innovationsblockaden und behindern den Fortschritt", so der BÖLW-Vorsitzende und ergänzt einen weiteren kritischen Aspekt: "Landwirte, Lebensmittelherstellerinnen und -händler müssen auch den Markt im Blick behalten. Das bedeutet, die Wünsche der Menschen ernst zu nehmen, die unsere Lebensmittel kaufen. Und mit überwältigender Mehrheit wollen die Bürgerinnen und Bürger keine Gentechnik auf dem Teller oder dem Acker."
Eine enkeltaugliche Land- und Lebensmittelwirtschaft ist mit Gentechnik, egal ob alt oder neu, unvereinbar. Auch wenn Gentech-Firmen heute mit denselben Heilsversprechen versuchen, eine Deregulierung zu begründen wie schon in den 90er Jahren: Weder hier noch in anderen Teilen der Welt, wo die Risikotechnologie nicht reguliert wird, ist auch nur eine genmanipulierte "Superpflanze" entstanden, die der Klimakrise trotzt oder den Welthunger besiegt. Auch in der globalen Pipeline findet sich keine solches Gewächs. Es ist deshalb abwegig, Sicherheit und Wahlfreiheit bei Risikotechnologien für zweifelhafte Versprechungen zu opfern.
"In der Realität sichern stabile, vielfältige Produktionssysteme und ein lebendiger, humusreicher und fruchtbarer Boden die Erträge und garantieren Ernährungssicherheit. Das ist in Entwicklungsländern nicht anders als in Industrieländern", so Löwenstein abschließend. "Und weil das die Werkzeuge des Ökologischen Landbaus sind, forcieren immer mehr Staaten diese nachhaltigste Wirtschaftsform, die jetzt auch die Europäische Union deutlich ausweiten will."
* Sustainable Developement Goals (SDG)
Mehr zum Thema Gentechnik auf https://www.boelw.de/themen/gentechnik/.
Quelle: Pressemitteilung Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW), 18. Juni 2020
Verbraucherzentrale:
Regionalität für Verbraucher wichtiges Kriterium
Eier „aus der Region“ oder Möhren „von hier“: Einem Großteil der Verbraucher:innen ist es wichtig, dass Lebensmittel aus der Region stammen. Doch die unterschiedlichen Siegel und Werbeaussagen machen es häufig schwer, die Herkunft zu erkennen. Das zeigt eine repräsentative Online-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Demnach achten 76 Prozent der Befragten beim Lebensmittelkauf darauf, ob Produkte aus regionaler Erzeugung stammen. 57 Prozent kaufen mindestens einmal pro Woche regionale Lebensmittel.
Besonders wichtig ist den Verbraucher:innen die regionale Herkunft bei Obst und Gemüse (86 Prozent) und bei Eiern (82 Prozent). Bei Brot und Backwaren bevorzugen 74 Prozent regionale Produkte.
Die Befragten wollen insbesondere die heimische Wirtschaft sowie kürzere Transportwege unterstützen. Weitere Gründe, regionale Lebensmittel zu kaufen, sind Frische und Nachhaltigkeit. Gut die
Hälfte wäre auch bereit, mehr für diese Produkte zu bezahlen
Allerdings finden es vier von zehn Befragten schwer, anhand der Kennzeichnung die Herkunft der Produkte zu erkennen. Die Mehrheit (62 Prozent) orientiert sich an unbestimmten Werbebegriffen wie
„regional“ oder „von hier“. Was diese Kennzeichnungen tatsächlich aussagen, ist jedoch kaum bekannt. Zwei Drittel finden es inakzeptabel, wenn ein als regional beworbenes Produkt zwar in der
genannten Region hergestellt wurde, die Zutaten aber aus einer anderen Region stammen. 65 Prozent sind der Meinung, dass der Erzeugungs-/Verarbeitungsort maximal 100 Kilometer vom Verkaufsort
entfernt sein sollte.
Um Lebensmittel aus der eigenen Region verlässlich zu erkennen, wünschen sich 86 Prozent der Befragten einheitliche und verbindliche Regeln für die Herkunftskennzeichnung.
Bislang ist eine Herkunftskennzeichnung nur für wenige Lebensmittel verpflichtend. Der vzbv fordert, dass das Ursprungsland aller
Lebensmittel EU-weit verbindlich gekennzeichnet werden muss. Bei verarbeiteten Lebensmitteln sollte die Herkunft der Primärzutaten verpflichtend anzugeben sein. Für die Auslobung regionaler
Herkunft sollte die Bundesregierung nach Ansicht des vzbv einheitliche Mindeststandards entwickeln. Zudem sollte sie eine Vereinheitlichung der Regionalkennzeichnung anstoßen und vorantreiben.
Das Regionalfenster sollte dabei als Grundlage dienen.
Die Umfrage führte das Marktforschungsinstitut Hopp durch. Dafür befragte es im Oktober 2021 bundesweit 1.009 Personen über 18 Jahren.
Quelle: „86 Prozent für klare Regeln bei "regionalen" Lebensmitteln“, Pressemitteilung des Verbraucherzentrale Bundesverbands Hessen vom 28.03.2022
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